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Es gibt keine Schuld durch Geburt Ich habe nie verstanden für was sich Jesus Christus für alle Menschen geopfert haben soll. Was soll der Unsinn. Wegen mir hätte er nicht sterben müssen.
Ich habe nie verstanden für was sich Jesus Christus für alle Menschen geopfert haben soll. Was soll der Unsinn. Wegen mir hätte er nicht sterben müssen. Was soll er für mich getan haben?
In einem Vortrag über mittelalterliche Philosophie (Gott und Sein) wird gesagt
„Zunächst einmal ist da der ungeheure Unterschied zwischen Gott und Mensch, der dadurch bestimmt wird, dass der Mensch ein Geschöpf des Schöpfers, eine creatur (ens creatum) des creators (increatum) ist. Zudem ist das Geschöpf in Sünde gefallen. Zeugnis der Sünde ist der Tod. Gott hat so die Überheblichkeit, die Eitelkeit, des Menschen in ihre Schranken gewiesen.“
Warum soll ich in Sünde gefallen sein, weil ICH durch die Regeln des Schöpfers zur Existenz gekommen bin? Schwachsinn!
Bei all dem Nachdenken steckt sicher im Hntergrund das Verlangen, ein Ideen-Konstrukt zu entwickeln, um die Menschen damit kontrollieren zu können. Schuld ist ein stark unangenehmes Gefühl, das jeder wieder loswerden will oder gar nicht erst haben will. Jeder ist bereit dafür viel zu tun. Und wenn jeder durch Geburt schon Schuld trägt, hat man alle im Sack, man braucht nur noch anzubieten, dass man diese Schuld wieder loswerden kann, wenn man sein Leben so lebt, wie die Organisation das vorgibt.
Es gibt keine Schuld durch Geburt. Die Finale Theorie sieht höchstens eine Verpflichtung durch Geburt nach Erkenntni zu streben. Diese Verpflichtung bekommt aber durch den individuell ausgeprägten Trieb zur Erkenntnis automatisch ausreichend Motivation. Da ist keine indivduelle Schuld. Nur wer diesem Trieb nicht ausreichend nachkommt, kann nicht zufrieden werden.
„Zeugnis der Sünde ist der Tod“:
Es ist zwar unsere Lebenserfahrung, das jeder Mensch bisher auch wieder gestorben ist. Das wird sicher auch so bleiben.
Ich sehe durchaus aber die Möglichkeit so alt zu werden wie es heute noch nicht denkbar ist. Das Konstrukt Mensch hat das Potential sehr, sehr lange zu leben, weil sich alle Zellen erneuern können. ICH habe mir 150 Jahre vorgenommen. ICH versuche eine gute Kommunikation mit meinem KÖRPER aufzubauen, der mir immer Hinweise gibt, was in meinem Körper falsch läuft und was ICH dagegen unternehmen kann.
In der Regel tritt der Tod zu frühzeitig ein, weil unser ICH durch Religion und Wissenschaft vom rechten Weg abgehalten wird. Wir sollen den egoistischen Zielen, der Herrscher der Religionsorganisationen und der Wissenschaften dienen und nicht dem Schöpfer der Welt.
Unfälle mit tödlichem Ausgang gab es schon immer und wird es auch immer geben. Ich denke, das meine Vorstellungen über die spirituelle Wirklichkeit der Finalen Theorie das Potential haben, die Regeln des Schöpfers zu verinnerlichen, was ganz neue Freiheitsgrade für mein Leben ermöglichen kann.
In Sünde lebe ICH sicher nicht. ICH fühle mich sehr zufrieden und ICH denke, das ICH nicht überheblich bin, obwohl ICH oft von meiner Weltsicht überzeugt bin und andere Weltsichten ablehne. ICH liebe die Menschen, was ICH nicht immer zeigen kann.
Und irgendetwas mit Sexualität in Verbindung mit Sünde zu bringen ist auch nur Ausdruck eines schwachen Geistes der besonders Frauen und Mädchen unter seine Kontrolle bringen will, die für ihn arbeiten und seinen Sexualtrieb befriedigen sollen. In vielen Kulturen wird das Heiraten immer noch hauptsächlich wegen Geld und Macht von den Eltern organisiert.
Das Streben der meisten Menschen hat zuerst ein abgesichertes Leben als Ziel vor Augen, das als Erstes die Absicherung der Grundbedürfnisse als Ziel hat: ausreichend Essen, Trinken, Kleidung und Wohnen. Nur wer das sicher hat, kann auch sehr alt werden.
Augustinus von Hippo (Aussschnitt aus dem Vortrag Gott und Sein)
Ich beginne dann heute schon meine Ausführungen zu Augustinus von Hippo, dessen Bedeutung für das Mittelalter (und darüber hinaus) nicht zu überschätzen ist. Sein Leben zeigt sich als mit den Zeitumständen unmittelbar verknüpft. (Damit gemeint: Kaiser Julian (Regierung 361-63) ist der letzte „heidnische“ Kaiser, Theodosius I erklärt (391/2) das Christentum zur Staatsreligion und verbietet die nun „heidnischen“ Kulte. Ansonsten lebt Augustinus in der Verfallsperiode des Römischen Reichs. Westrom geht im Jahre 476 unter.) Augustinus ist als Nicht-Christ geboren worden in Thagaste, einem Ort, der heute in Algerien liegt. Er sollte eine Karriere machen als Rhetor. Seine Ausbildung erhielt er eben in jenem Thagaste, in Karthago, in Rom und Mailand. In seiner Autobiographie, den „Confessiones“ (397-401), stellt er seinen Werdegang eindrücklich dar. Diese Autobiographie, nebenbei gesagt, gehört zur Weltliteratur. (Augustinus schreibt auf lateinisch. Er kennt das Griechische nicht.)
Das Leben, das er führt, ist zunächst ganz ausgerichtet auf seine Karriere und geschieht unabhängig vom Christentum. So entsteht in Karthago eine uneheliche Beziehung mit einer namenlos gebliebenen Frau, mit der er einen Sohn namens Adeodatus hat, der 388, 15 oder 16jährig stirbt. Noch eine andere Frau spielt eine große Rolle: seine Mutter Monica, die bereits getaufte Christin ist. U.a. beschäftigt er sich mit Ciceros Hortensius, einem Text, der heute verloren ist. Eigener Auskunft nach hat ihn diese Schrift in die Nähe der Philosophie gebracht. Allerdings lernte er dann, so 373, den sogenannten Manichäismus, eine synkretistische Religion des Persers Mani (216-277), kennen. Zu dieser stark von der Gnosis beeinflussten Religion wäre Vieles zu sagen. Sie basiert auf
einem starken Dualismus, wonach das Licht und die Finsternis um die Weltherrschaft kämpfen. Ich kann darauf nicht weiter eingehen.
Anfangs begeistert von dieser Religion, verflog dieses Gefühl bald. Ab 384 lebt er in Mailand, wo er den christlichen Bischof Ambrosius kennenlernt. Jetzt lernt er auch den Neoplatonismus Plotins und des Porphyrios kennen und damit zugleich Platon, von dem er aber nicht viele Dialoge gekannt haben kann (gewiss den Phaidon). In seinem Umkreis gibt es immer mehr vom Neoplatonismus beeinflusste Philosophen, die sich zum Christentum bekennen, wie z.B. Marius Victorinus (auch ein Rhetor, der allerdings so um 365 schon tot ist). So kommt es im Jahre 386 zu einer Conversions-Erfahrung in Mailand, die Augustinus im achten Buch seiner „Confessiones“ beschreibt. Er habe im Garten eines Freundes allein unter einem Feigenbaum liegend (mit schwerem Herzen) die Stimme eines Kindes gehört, die ihm sagte: „Nimm und lies!“ (Tolle lege!) Daraufhin sei er zu seinem Freund ins Haus zurückgekehrt und habe die Briefe des Paulus aufgeschlagen, um zu lesen: „Nicht in Fressen und Saufen, nicht in Wollust und Unzucht, nicht in Hader und Neid, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht zur Erregung eurer Lüste.“ (Römer-Brief 13, 13–14) In seiner Selbsteinschätzung hatte Augustinus genau das getan. Das war nun die entscheidende Erfahrung, die ihn bekehrte.
Im Jahre 387 ließ er sich dann in Cassiciacum taufen. Die ersten Schriften waren da schon entstanden (z.B. De beata vita, ein immer noch schöner Einführungstext, allerdings noch stark philosophisch vom Neoplatonismus bestimmt.) 391, in Hippo, gründete er ein Kloster (was für die Bedeutung des Augustinus wichtig ist) und ließ er sich zum Priester weihen, 396 wurde er sogar Bischof. Danach entstanden dann die Confessiones (397/8),
De trinitate (399-419) sowie De civitate Dei (413-426), die drei Hauptwerke des Philosophen.
Das Leben des Augustinus ist uns demnach sehr gut bekannt. Das liegt natürlich an den „Confessiones“, den „Bekenntnissen“, die, wenn Sie z.B. an Rousseaus „Confessions“ denken, geradezu eine Tradition gestiftet haben. Sie beginnen mit den Worten: „Groß bist du, Herr, und höchstes Lobes würdig. Groß ist deine Macht, und deine Weisheit hat keine Grenzen. Und dich will loben ein Mensch, irgend so ein Stück deiner Schöpfung, ein
Mensch, der seine Sterblichkeit mit sich herumschleppt, das Zeugnis seiner Sünde und das Zeugnis, daß du den Überheblichen widerstehst. Und doch will er dich loben – ein Mensch, irgend so ein Stück deiner Schöpfung. Du treibst ihn an, daß er seine Freude daran finde, dich zu loben, denn auf dich hin hast du uns gemacht, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“ Das ist der Stil dieses ungeheuerlichen Buches.
Bereits an diesen wenigen Einleitungssätzen kann man verschiedene Elemente des mittelalterlichen Philosophierens ausmachen, auch wenn sie nicht überall stets ausgesprochen werden. Sie bestimmen das christliche Leben – weshalb übrigens die „Confessiones“ ganz allgemein auch dazu dienen könne, das christliche Leben darzustellen. Zunächst einmal ist da der ungeheure Unterschied zwischen Gott und Mensch, der dadurch bestimmt wird, dass der Mensch ein Geschöpf des Schöpfers, eine creatur (ens creatum) des creators (increatum) ist. Zudem ist das Geschöpf in Sünde gefallen. Zeugnis der Sünde ist der Tod. Gott hat so die Überheblichkeit, die Eitelkeit, des Menschen in ihre Schranken gewiesen.
Gleichwohl will der Mensch Gott loben. Denn Gott hat uns zu sich hin gemacht, d.h. die Schöpfung ist mit der Sünde, mit der Versündigung nicht an ein Ende gekommen. Daher ist das Herz unruhig, daher fragt es nach Gott, denkt an Gott, und wird erst zur Ruhe kommen, wenn es in Gott Ruhe gefunden hat. Das unruhige Herz ist demnach die Motivation des Augustinischen christlichen Philosophen.
Dieser Hinweis auf das Herz ist nun nicht etwa nur eine rhetorische Figur, sondern die Bestimmung des „Ortes“, an dem philosophiert wird. Die Welt, in der sich der Philosoph auszusetzen hat, ist von Sünde bestimmt. Was daraus folgt ist – ein Gedanke, der sich bei Plotin ankündigt – eine spezifische Wendung nach Innen: „Noli foras ire, in te ipsum redi; in interiore homine habitat veritas.“ Gehe nicht nach draußen, kehr wieder zu dir zurück, im
inneren Menschen wohnt die Wahrheit. Das ist im Grunde der Weg, den Augustinus in den „Confessiones“ beschreibt. Der Rückzug aus der Welt in das Innere des Denkens, in dem Gott gefunden werden kann, ist ihre Bewegung. Der homo interior ist also zu unterscheiden von einem homo exterior.
Damit ist aber zugleich schon etwas Entscheidendes über einen wichtigen Aspekt von Augustinus‘ Denken mitausgesagt. Er orientiert sich an der Platonischen oder Neoplatonischen Differenz einer unkörperlichen, also unveränderlichen, also ewigen Wahrheit und dem Bereich des Werdenden, Vergänglichen, Stofflichen. Gott ist die Ewige Wahrheit, der Mensch und das Geschaffene überhaupt sind zeitlich bestimmt. Die Erkenntnis vollzieht sich als Aufstieg in Stufen – auch das eine deutliche Reminiszenz des Neoplatonismus. Gott ist insofern die Wahrheit, dass in ihr der Grund gefunden werden muss dafür, dass überhaupt etwas existiert, sowie dass der Mensch von dieser erst- und letztbegründenden Wahrheit etwas wissen kann.
Der Wissensakt wird nun bei Augustinus bereits von der Seele vollzogen, die sich in einem Verhältnis zum Leib befindet, indem sie dessen materiellen Vorgänge wahrnimmt und so Sinnesempfindungen erzeugt (wohlgemerkt: für Augustinus spielt sich bereits die Bildung der Sinnesempfindungen auf der Ebene des Nicht-sinnlichen (Seele, Geist) ab). Der einzelne Sinneseindruck zeichnet eine Spur (vestigium) als Bild (imago) in das Gedächtnis
(memoria) ein. Die memoria hat nun die wunderbare Fähigkeit, das, was sich in sie eingezeichnet hat, wieder hervorzurufen. Augustinus beschreibt das im 10. Buch der „Confessiones“ sehr anschaulich: „Dort, in der memoria, ist auch alles aufbewahrt, was wir denken, indem wir Wahrgenommenes vergrößern, verkleinern oder irgendwie verändern, ferner was sonst geborgen und verwahrt wird und was das Vergessen noch nicht getilgt
oder vergraben hat. Wenn ich dort eintrete und fordere, es solle hervorgeholt werden, was ich gerade will, so kommen einige Dinge sofort, andere müssen länger gesucht werden, als würden sie aus geheimeren Verliesen hervorgeholt.“ Usw. (Der Text des Augustinus hat sehr unterschiedliche Dimensionen. Natürlich kann er auch psychologisch gelesen werden in dem Sinne, dass Augustinus selbst „psychologisiert“ – z.B. die Rede von den
„geheimeren Verliesen“ verweist darauf, dass es auch Erinnerungen gibt, die wir nicht so gern wiedererinnern, oder auch das Augustinus selbst einer psychoanalytischen Sicht unterzogen wird, was z.B. Kurt Flasch an verschiedenen Stellen getan hat und tut. „Aber ich fasse nicht das Ganze, das ich bin.“, sagt Augustinus an einer Stelle.)
Bei diesen sinnlichen Einsichten kann der Geist, das Denken, natürlich nicht bleiben und bleibt er auch nicht. Typisch Platonisch ist der Gedanke, dass zur Erkenntnis der geometrischen Körper nicht das einzelne reale Dreieck nötig ist, um zu verstehen, was ein Dreieck ist. Damit gibt es also die Möglichkeit einer Erkenntnis, die über die sinnliche hinausgeht. Eine solche Erkenntnis ist auch gewiss, weil sie dem Kontradiktionsprinzip
unterliegt. Was widerspruchsfrei denkbar ist, ist wahr. Der menschliche Geist kann demnach in die Sphäre der ewigen Wahrheiten hineinreichen.
Nun kann aber der menschliche Geist auch noch diese Stufe übersteigen (transcendere ist das lateinische Wort). Er übersteigt sich selbst zu den ewigen Wahrheiten, die nun von sich selbst her noch einmal auf die Wahrheit selbst (ipsa veritas) verweisen. Diese erste Wahrheit selbst kann der Mensch nicht mit seinem Denken fassen, doch mit der Spitze des Geistes (acies mentis) berühren. Höher kann und braucht er nicht mehr zu steigen.
Es ist deutlich, wie sehr sich Augustinus an der Philosophie Platons und Plotins orientiert. Um noch einmal das zu Anfang thematisierte Problem einer christlichen Philosophie anzusprechen, wird hier klar, dass das Philosophische selbst nichts mit dem Christentum zu tun hat. Nirgendwo in der Bibel wird etwas derartig Theoretisches thematisiert. Das liegt an dem schon betonten Sachverhalt, dass es dem christlichen Glauben um das Heil geht, nicht um theoretische Erkenntnis.
Abschließend möchte ich noch auf ein Problem hinweisen, dass bei Augustinus nun gerade aus der Konstellation von Christentum und Philosophie erwächst. Ich sagte gerade, der Geist finde die ewigen Wahrheiten vor, wenn der Mensch beginnt, sich selbst zu transzendieren. Woher kommen die aber? Wo sind sie? Platon hatte für diese Problem die Anamnesis parat. Die Ideen sind schon immer im Denken anwesend, weil sie nur wiedererinnert werden. Das setzt aber eine pränatale Existenz der Seele voraus. Hier haben die Seelen eben schon immer gesehen, was sie dann später als Ideen auffassen. Die Annahme einer Präexistenz der Seele verbietet sich aber dem christlichen Philosophen. Um das Problem zu lösen, bedient sich Augustinus eines Gedankens von Plotin. Die Ideen strahlen dem Menschen vom göttlichen Licht her ein. Das ist die sogenannte „Illuminationstheorie“, die aber Augustinus niemals systematisch ausgearbeitet hat.