Resümee

Aus den verschiedenen genannten Gründen ist eine Einbeziehung der Ergebnisse der direktbeobachtenden Säuglingsforschung in den Korpus der psychoanalytischen Theorie trotz der zum Teil unterschiedlichen Methodologien beider Disziplinen möglich und wünschenswert. Sie ist sogar
unerläßlich für eine psychoanalytisch inspirierte Entwicklungspsychologie der frühen Lebensjahre, die den Anspruch aufrechterhält, zutreffende Aussagen über die tatsächliche Kindheitsentwicklung zu formulieren. Damit befinde ich mich in guter Übereinstimmung mit Freud, der nie, oder nur selten, Zweifel am Wert von Beobachtungsdaten gehabt hat (s. auch Kris 1950, S. 73f.).

Zum Abschluß zwei entsprechende Zitate:

»Verstünden es die Menschen, aus der direkten Beobachtung der Kinder zu lernen, so hätten diese drei Abhandlungen überhaupt ungeschrieben bleiben können« (Freud 1920 a, S. 46).

Und:

»Die Kindsheitsbeobachtung hat den Nachteil, daß sie leicht mißzuverstehende Objekte bearbeitet, die Psychoanalyse wird dadurch erschwert, daß sie zu ihren Objekten wie zu ihren Schlüssen nur auf großen Umwegen gelangen kann; in ihrem Zusammenwirken erzielen aber beide Methoden einen genügenden Grad von Sicherheit der Erkenntnis« (Freud 1905, S. 106).