Geruch und Geschmack Der kompetente Säugling: Untersuchungsergebnisse
Geruch und Geschmack
Zu Geruchs- und Geschmackssinn gibt es vergleichsweise wenige Untersuchungen (Überblick bei Crock 1987). Ich fasse mich deshalb kurz. Der Geschmack ist bekanntlich Geschmacksache – ein paar Präferenzen gibt es jedoch auch hier. Süß ist besser als salzig oder sauer; bitter wird sogar aktiv gemieden. Verschiedene Arten von süß können von Anfang an unterschieden werden.
Sacharose wird am liebsten geschmeckt, dann Fructose, gefolgt von Glucose und Lactose.
Gemessen werden die Vorlieben mit Hilfe der konsumierten Flüssigkeitsmenge oder anhand differentieller Saugaktivitäten (Keller/Meyer 1982, S. 41).
Was den Geruch angeht, gibt es Experimente mit verschiedenen Substanzen. Das Referat der Präferenzen und Abneigungen erspare ich mir wegen Trivialitätsverdacht. Weniger trivial ist ein Befund von Macfarlane (1974), der die Rolle des Geruchs in der interpersonellen Wahrnehmung untersucht hat. Als Geburtshelfer hatte er den Eindruck, daß Kinder ihre Mutter am Geruch erkennen. Dies konnte durch genaue Untersuchungen bestätigt werden.
Neugeborene sind ab fünf bis sechs Tagen in der Lage, den mütterlichen Geruch von dem einer anderen Frau zu unterscheiden, und bevorzugen den Geruch der Mutter. Befestigt man ein Tuch, das die Mutter am Körper getragen hat, auf der einen Seite des Bettchens und ein ungebrauchtes oder von einer anderen Frau getragenes auf der anderen Seite, so zeigt das Neugeborene eine Präferenz für das mütterliche Tuch, ausgedrückt durch bevorzugtes Kopfwenden nach dieser Seite.
Geruch und Geschmack existieren also praktisch von Geburt an als differentielle Wahrnehmungsaktivitäten. Ähnliches gilt für Tastempfindungen, Bewegungsempfindungen des eigenen Körpers und propriozeptive Empfindungen (Überblick bei Reisman 1987).
Impressum