Psychrophilie Psychrophilie ist die Eigenschaft von Lebewesen, niedrige Temperaturen zu bevorzugen. Lebewesen mit dieser Eigenschaft werden als psychrophil (kälteliebend) bezeichnet. Psychrophile Mikroorganismen zählen zu den Extremophilen. Sie gedeihen normalerweise bei −5 bis +20 °C. Eine Steigerung der Psychrophilen stellen die Kryophilen dar, welche sich auf Temperaturen unter −10 °C spezialisiert haben.

Psychrophilie

Psychrophile Bakterien haben ein Wachstumsoptimum bei 15 °C, können aber auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt leben.

 

Psychrotolerante Mikroorganismen dagegen tolerieren niedrige Temperaturen, können aber unterhalb 3–5 °C nicht mehr wachsen. 

 

Echte psychrophile Organismen (auch stenopsychrophil bezeichnet) können höhere Temperaturen zum Wachstum nicht tolerieren, während psychrotolerante Organismen (auch eurypsychrophil bezeichnet) geringe Temperaturen bevorzugen, aber auch Temperaturen bis in den mesophilen Bereich aushalten.

 

Psychrophile Mikroorganismen findet man oft in alpinen und polaren Regionen wie den Alpen, der Arktis (Grönland) bzw. Antarktis, wo sie eingeschlossen im Eis in winzigen Flüssigkeitsfilmen leben, die kaum größer sind als sie selbst.

 

Außerdem leben andere Vertreter in tiefen, kalten Wasserschichten von Ozeanen und sind damit gleichzeitig barophil. Zu den kälteliebenden Mikroorganismen zählen häufig Bakterien (Flavobacterium-Arten, Micrococcus antarcticus, Photobacterium profundum, Shewanella benthica, Gallionella) und Archaea (Methanogenium frigidum,Methanococcoides burtonii, Halorubrum lacusprofundi), aber auch Pilze und Mikroalgen. Zu letzteren gehören auch die Schneealgen, die dafür bekannt sind, Schnee bzw. Gletscheroberflächen im Sommer grün oder rot einzufärben (Blutschnee).

Beispiel: Chryseobacterium greenlandense

Ein Beispiel für gleichzeitig psychrophile und barophile Bakterien wurde im Inlandeis von Grönland entdeckt. Der weniger als 0,2 µm große Organismus ist in der Lage, lange Zeiträume in Habitaten mit niedrigen Temperaturen, hohem Druck und niedrigem Sauerstoff- und Nährstoffgehalt zu überdauern. Er hat mehr als 120.000 Jahre in einer Tiefe von rund 3.000 Metern überlebt.

Das Bakterium wurde an der Pennsylvania State University entdeckt und von Jennifer Loveland-Curtze und Kollegen erstmals auf der Jahresversammlung der American Society for Microbiology am 3. Juni 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie ordnen es der Familie Flavobacteriaceae im Stamm Bacteroidetes zu. Der wissenschaftliche Name lautet Chryseobacterium greenlandense.