IZ: 4.2 Die Illusion der Materie

Sobald ich mich mit der Quantenphysik ausgesöhnt hatte, erkannte ich, dass wir mit un­serer hochnäsigen Geringschätzung der energetischen Denkansätze genauso kurzsichtig gewesen waren wie der Dekan der Fakultät für Physik an der Harvard University, von dem Gary Zukav in seinem Buch DIE TANZENDEN WU LI MEISTER berichtet. (Zukav 1979)

 

Dieser warnte im Jahr 1893 seine Studenten, es werde in Zukunft keinen Bedarf an akademischen Physikern mehr geben. Er behauptete, die Wissenschaft habe festge­stellt, das Universum sei eine »Materie-Maschine« aus physischen, individuellen Ato­men, die ganz den Gesetzen der Newtonschen Physik gehorchen. Das Einzige, was den Physikern jetzt noch zu tun bleibe, sei, ihre Meßmethoden zu verfeinern. Nur drei kurze Jahre später war die Annahme hinfällig, die Atome seien die kleinsten Teilchen des Universums.

 

Man entdeckte, daß das Atom aus noch kleineren, subatomaren Teilchen besteht. Noch erschütternder war die Erkenntnis, daß die Atome verschiedene merkwür­dige Energien wie Röntgenstrahlen und Radioaktivität aufweisen. An der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert entstand eine ganz neue Gruppe von Physikern, die es sich zur Aufgabe machten, die Beziehung zwischen Energie und der Struktur der Materie zu er­forschen.

 

Nach weiteren zehn Jahren gaben die Physiker ihren Glauben an ein Newton­sches materielles Universum ganz auf, da sie erkannt hatten, daß das Universum nicht aus leerem Raum und darin schwebender Materie besteht, sondern aus Energie. Die Quantenphysiker entdeckten, daß physische Atome aus Energie-Wirbeln bestehen, die sich ständig drehen und schwingen. Jedes Atom ähnelt einem taumelnden Kreisel, der Energie ausstrahlt. Da jedes Atom sein eigenes, spezifisches Energiemuster hat, sei­ne »Schwingung« sozusagen, besitzen auch Zusammenschlüsse von Atomen (Molekü­le) ihr eigenes, identifizierbares Energiemuster. So hinterläßt jede materielle Struktur im Universum, auch Sie und ich, ihre eigene, einzigartige Energiesignatur.

 

Wenn es theoretisch möglich wäre, die Zusammensetzung eines Atoms mikroskopisch sichtbar zu machen, was würden wir dann sehen? Stellen Sie sich die Staubwirbel vor, die manchmal in der Wüste entstehen. Wenn Sie den Sand und Staub weglassen, dann bleibt ein unsichtbarer, tornadoähnlicher Wirbel übrig. Die Struktur eines Atoms besteht aus einer Anzahl unendlich kleiner Wirbel namens Quarks und Photonen. Aus der Ent­fernung betrachtet, würde das Atom wie eine verschwommene Kugel erscheinen und noch undefinierbarer werden, wenn seine Struktur näher rückte. Von nahem betrachtet, würde das Atom ganz verschwinden. Sie könnten mit Ihrem Fokus das ganze Atom durchqueren und sähen physisch gar nichts. Das Atom hat keine physische Struktur – der Kaiser hat keine Kleider!

 

Sie erinnern sich vielleicht an die Atom-Modelle, die Ihnen in der Schule gezeigt wur­den – die mit den bunten Kugeln, die sich wie Planeten um die Sonne drehen. Nun kön­nen Sie dieses Bild mit der »physischen« Struktur vergleichen, die die Quantenphysiker entdeckt haben.

 

Sie haben richtig gelesen: Atome bestehen aus unsichtbarer Energie, nicht aus greifbarer Materie.

Die Materie unserer Welt scheint einfach aus »dünner Luft« zu bestehen. Ziemlich ver­rückt, wenn man darüber nachdenkt. Hier sitzen Sie und halten dieses Buch in Ihren Händen, doch würden Sie die materielle Substanz dieses Buches mit einem Atom-Mi­kroskop betrachten, dann würde deutlich, daß Sie nichts in den Händen halten.

 

In ge­wisser Weise hatten wir Biologiestudenten damals also durchaus Recht: Das Quanten­universum ist eine ziemlich verrückte Sache.Wir wollen uns noch einmal näher mit diesem scheinbaren Verschwinden der Materie befassen. Materie kann gleichzeitig als festes Teilchen und als immaterielle Kraft (Wel­le) beschrieben werden. Wenn die Wissenschaftler die physischen Eigenschaften von Atomen untersuchen, zum Beispiel Masse und Gewicht, dann erscheinen die Atome wie physische Materie.

 

Doch werden die gleichen Atome hinsichtlich ihres Spannungspo­tentials und ihrer Wellenlänge beschrieben, dann zeigen sie die Eigenschaften von Ener­gie und erweisen sich als Wellen [Hackermüller 2003; Chapman, et al. 1995; Pool 1995].

 

Die Tatsache, daß Energie und Materie ein und dasselbe sind, erkannte schon Einstein in seiner Gleichung E = mc2. Einfacher ausgedrückt besagt diese Gleichung: Energie (E) ist gleich Materie (m, Masse) mal Lichtgeschwindigkeit (c) im Quadrat. Einstein offenbarte, dass wir nicht in einem Universum von einzelnen physischen Objek­ten mit leerem Raum dazwischen leben. Das Universum ist ein unteilbares, dynami­sches Ganzes, in dem Energie und Materie so eng miteinander verquickt sind, daß man sie unmöglich als unabhängige Einheiten betrachten kann.