Der Iwri kämpft nicht mit Fleisch und Blut

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Der Iwri kämpft nicht mit Fleisch und Blut

Und dann kommt der Punkt, den ich in der ersten Stunde erwähnt habe, dass Jakob vor Laban flieht und in die Welt seines Vaters zurückkehren will. Dann kommt er an einen Fluss namens Jabbok – Jabbok (10-2-100) auf Hebräisch, hat mit Staub zu tun, die wir auch Materie nennen. Jakob will den Fluss des „Staubwerdens“, des Sichtbar-Werdens, überqueren. Doch auf einmal steht er einer höheren Macht gegenüber, die eigentlich die Kraft für das Erscheinen Esaus ist. Man könnte diese Macht auch mit „Engel“ bezeichnen. Es ist ein Wesen aus einer höherstehenden Welt, das nicht von dieser Welt stammt, sondern aus eine Sphäre, von wo aus ohne weiteres diese Welt hier nach Gesetz beherrscht werden kann.

Dieses Wesen steht Jakob nicht als diesseitiger Esau gegenüber, sondern als Esau wie er in einer anderen Welt als Engel, Fürst oder sogar als Gottheit existiert. Es wird dem Iwri, dem Hebräer, hier nicht leicht gemacht. Seine Gegner sind nicht Menschen, die ihn stören oder ihm in die Quere kommen, er muss mit einer Gottheit der diesseitigen Existenz kämpfen. Dieses Wesen sagt zum Iwri:

  • „Ich will dich nicht, denn du machst dieser Welt ein Ende, deinetwegen wird es ein Ende der Tage geben, deinetwegen wird „der jüngste Tag“ kommen. Das will ich nicht, denn diese Welt muss bis in die Unendlichkeit fortgesetzt werden. Wir wollen das andere [den Iwri, das Jenseitige] vergessen. Wir wollen von Generation zu Generation zu unseren Kindern und sogar Enkelkindern weiter und immer weiter gehen.“

Diese Welt will ihre Existenz nicht beenden, sie sträubt sich sogar dagegen, so wie sich jeder Mensch dagegen sträubt.

Und dann zeigt sich über welche Kraft der Iwri verfügt. Weil er aus der anderen Welt ist, kann er sich mit dem Wesen der anderen Welt auseinandersetzen. Jakob kämpft hier nicht gegen Menschen, sondern gegen Götter. Das ist die Kraft des Hebräers, und das ist die Kraft des neuen Namens, den der Iwri bekommt, der Name Israels:

  • mit Göttern zu kämpfen und ihnen entgegentreten zu können“, keine Angst vor ihnen zu haben, weil er weiß: „Ich bin auch aus einer anderen Welt, komm nur!“

Uns wird erzählt, wie dieser Kampf begann. Dieser Kampf begann nicht, weil Jakob sagte: „Ich werde mit Esau kämpfen, mit der Kraft von Esau“, oder dass Esau mit Jakob kämpfen würde. Nein, Esau, die Macht von Esau, wartete auf ihn. Die Geschichte erzählt, wie Jakob mit seinem ganzen Hab und Gut geht, weil er glaubt, dass Esau, das Körperliche dieser Erde, gegen ihn kämpfen wird. Es wird erzählt, dass 400 Männer, also so viele wie möglich, die ganze Welt, gegen Jakob kommen („400“ bedeutet in der Bibel „materiell alles“); die ganze Welt kommt gegen dich, um zu kämpfen. Und Jakob bekam Angst. Er will nicht kämpfen, aber die Welt ist gegen ihn.

Es wird dann erzählt, wie er in dieser Nacht alles über den Fluss trägt, seine Frau, seine Kinder, sein ganzes Hab und Gut. Doch als er die andere Seite erreicht, stellt er fest, dass er ein altes, rissiges Krüglein vergessen hat. Typisch für einen Iwri ist sein Interesse am Detail. Er macht keinen Unterschied zwischen etwas Kleinem oder Großem, alles ist gleich wichtig. Es gibt keine dummen oder klugen Menschen, keine wichtigen oder unwichtigen Menschen, es gibt nur Menschen. Alles ist gleich wichtig. Auch für Gott ist diese Welt nicht nur eine kleine Welt im großen Universum, sondern ist genauso wichtig wie alles andere.

Es gibt keinen Unterschied, unsere diesseitigen Maßstäbe sind korrumpiert. Und das ist es, was die Entscheidung bringt. Jakob beschließt, in dieser Nacht allein zurückzugehen und den Fluss zu überqueren, um das Krüglein doch noch zu holen, aus Wertschätzung für das Kleine. Nicht, weil er ohne dieses Krüglein nicht leben konnte, er hatte genug Reichtümer von Laban erhalten, er hatte alles. Aber gerade weil er alles hatte, erkannte er die Bedeutung dieser scheinbar unbedeutenden Sache. Nichts ist unbedeutend. Jede Frage, jeder Brief, jeder Ratschlag, alles ist gleich wichtig.

Jakob kehrt in dieser Nacht allein zurück, und als er zurückgekehrt ist, steht vor ihm diese gewaltige Macht, von der es heißt: „Sie reichte von der Erde bis zum Himmel“ – man sagt: „das ganze Universum“ – und diese Macht nahm Jakob in den Würgegriff. Sie packte ihn an der Kehle (die Stimme), an den Genitalien (Möglichkeit der Fortpflanzung) und an der Hüfte, um ihn zu töten. Diese Schlacht hätte nie stattgefunden, wenn Jakob nicht zurückgegangen wäre. Ohne diesen Kampf Jakobs gäbe es keinen Namen Israel. Denn als diese Schlacht geschlagen wurde – diese Schlacht da oben, der Kampf Jakobs mit diesem anderen Wesen – war Esau auf der Erde nichts mehr wert. Die 400 Mann, die Esau auf der Erde gegen Jakob aufbrachte, verschwanden wie Schnee in der Sonne, nichts blieb von ihnen übrig. Es war nicht mehr notwendig, auf der Erde zu kämpfen; der Kampf fand nun anderswo statt.

In dieser Nacht gibt es wieder den Iwri, und nur der Iwri kann mit anderen Wesen kämpfen, weil er auch aus dieser anderen Welt kommt. Dann geschieht das, wovon erzählt wird:

  • Das Land wurde durch diesen Hebräer in Unruhen gebracht.“

Der Staub der Erde wird aufgewirbelt bis zum 7. Himmel, alle Himmel werden aufgewirbelt durch diesen Kampf, der die ganze Nacht dauert. Die Nacht ist diese Existenz in Raum und Zeit, wo wir eigentlich nicht wissen, wo wir schlafen. Aber Jakob war wach und ging deshalb das Krüglein holen. Der Streit findet keine Entscheidung, wie ich Ihnen bereits in der ersten Stunde erzählt habe, denn man kann diesen Engel nicht töten, weil er die Existenzgrundlage dieser Welt ist. Umgedreht kann man auch sagen, dass der Engel mich nicht töten kann. Dieser Engel ist nur der Engel für die Nachtwelt, denn wenn die Nachtwelt vorbei ist, bekommt er ein anderes Los. Deshalb sagt der Engel zu Jakob, als der Morgen kommt:

  • Lass mich jetzt gehen, denn die Nacht ist vorbei, ich habe kein Existenzrecht mehr!“

Darauf Jakob:

  • Ich lasse dich nur aus der Verstrickung des Streites los, wenn du mich segnest, mir also eine Bestimmung gibst. Gib mir einen Namen (wieder der Schem). Welchen Name habe ich, was ist mein wirklicher Name?“
  • „Dein echter Name ist Israel,„der mit Göttern kämpft“, „der es mit Göttern und anderen Wesen aufnehmen kann“.

Das ist die Bedeutung des Iwri, des Hebräers. Er kommt aus diesem Kampf in höheren Ebenen auf irdischer Ebene angeschlagen heraus, aber an anderer Stelle ist dieser Kampf entschieden. Er hat einen neuen Namen, den Namen, der durch die Welt geht. Jeder Iwri, der diesen Kampf erlebt, erhält diesen Namen. Es ist kein Name für einen Pass, es ist kein Name biologischer oder geografischer Natur, es ist ein Name, der zu dem Menschen gehört, der den Kampf als Iwri geführt hat.

Die Tatsache, dass allezeit auch in der Welt Menschen mit diesem Namen auftauchen, ist nur ein Beweis dafür, dass es eine andere Kausalität gibt und diese Menschen hier ganz sicher eine Bedeutung haben, da ist schon etwas dran – was auch jeder erfährt.

Aber in diesen Menschen selbst geht das Gleiche vor sich, sie können es sein oder nicht sein. Sie können auch anders sein, dann sind sie Esau oder Nimrod. Aber für sie ist es ein Zeichen: Verhalte dich zumindest deinem Namen gemäß. Es ist nicht notwendig, dass sie die Einzigen sind und die anderen nicht. Für den ganzen Menschen gilt es, für jeden Menschen, wo immer er auf der Welt ist, wo immer er lebt und was er ist; es gilt für alle das Gleiche.