Der Hebräer Weinreb beschäftigte sich vor allem mit der Auslegung des biblischen Wortes. In seinem Hauptwerk Schöpfung im Wort – Die Struktur der Bibel in jüdischer Überlieferung geht es ihm um den überzeitlichen „Sinn“ der hebräischen Bibel als Urkunde des Seins überhaupt, jenseits aller historisch beweisbaren Tatsachen. Wesentlich für jede biblische Lektüre ist für Weinreb die direkte Mittlerschaft des Wortes zwischen Gott und dem Hörer des Textes.

Der Vortrag von Friedrich Weinreb über den Hebräer hat mir sehr gut gefallen. Er gibt den unverständlichen Texten der Bibel einen Sinn, der auch heute noch gültig ist.

 

Zur Zeit als die Bibel geschrieben wurde, war das zeitgenössische Weltbild noch stark von vielen Göttern geprägt, die jeweils einen Teil der menschlichen Natur repräsentierten. Die zeitgenössischen Denker von damals haben natürlich den Menschen im Zentrum ihrer Weltvorstellung gesehen und versucht ein Regelwerk zu finden, das ihnen die Welt und den Menschen darin erklären kann.

 

Diese Erklärungen wurden in erster Linie mündlich überliefert, so daß neue Vorstellungen und neue Interpretationen mit hinein flossen. Der sogenannte Masoretische Text (besser: Masoretische Textgruppe) hat einen langen Normierungsprozess durchlaufen, der im 8./9. Jahrhundert n. Chr. abgeschlossen war.

 

Die neue Idee eines einzigen, allmächtigen Gottes ist eine logische Schlussfolgerung, wenn man die Welt verstehen will und sie nach verlässlichen Regeln funktionieren soll. Willkür ist nicht zu verstehen und die Tatsache, dass etwas existiert, deutet darauf hin, dass es jemandem wichtig ist. Die neue Idee des Einen, allmächtigen Gottes wurde sicher über Jahrhunderte vielfach diskutiert und analysiert.

Es gab schon immer einzelne Menschen, die ein natürliches Gespür dafür entwickelt haben, wie man Menschen beeinflussen kann und wie man neue Ideen zur Gewinnung von persönlicher Macht einsetzen kann.
 
Gepaart mit der Verbreitung von Schreiben und Lesen in einer einheitlichen Sprache hat sich ein neues Werkzeug der Macht angeboten, um die eigenen Interpretationen von imperialistische Personen der neuen Ideen abzusichern.
 
Neue Ideen werden immer von Imperialisten und Machthaber für ihre Zwecke ausgenutzt. Das ist heute noch so und war zu der Zeit als die frühen Texte der Bibel geschrieben wurde sicher nicht anders. Die Niederschrift der ersten Texte war sicher ein gemeinsames Werk von Denkern und Machtsuchenden zum vorgeschobenen Zweck der Erleuchtung der Menschen.
 
Wenn nun ein Imperialist selbst beschreiben kann, was der Allmächtige Gott von den Menschen will und die Menschen glauben daran, dann hat er sehr große Macht (Bibel, Tanach).
 
Wenn er dann noch ein schriftliches Werk (Katechismus,Talmud, Halacha, Aggada) herausgibt, das im Detail erklärt, wie die Menschen im Alltag zu leben haben, dann ist seine Macht vollkommen.
 
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